Hojicha Pulver selber machen: Die Anleitung für volles Aroma & DIY-Latte

Hojicha Pulver selber machen: Die Anleitung für volles Aroma & DIY-Latte

Kennst du auch diesen Moment? Du wolltest dir eigentlich einen schnellen Hojicha Latte zubereiten, dein Lieblings-Hojicha-Pulver ist aber komplett leer und du hast nur noch losen Blatttee im Schrank? Oder vielleicht schlummert in deinem Schrank noch ein Rest Sencha oder Bancha, an den du dich nicht mehr so recht herantraust, weil er schon nicht mehr ganz frisch ist?

Kein Problem! Wir machen aus der Not eine Tugend, oder besser gesagt: ein spannendes DIY-Experiment.

Wir machen unser Hojicha Pulver einfach selbst. Das ist eine wunderbare Möglichkeit, Tee ganz neu zu entdecken und Restbestände kreativ zu „upcyclen“. Ich nehme dich in diesem Artikel Schritt für Schritt mit durch den Prozess: vom Rösten der Blätter bis zum Mahlen. Aber ich bin auch ehrlich zu dir: es gibt Unterschiede zwischen dem Hojicha Pulver, welches wir zu Hause herstellen können, und dem professionell gefertigten „Micro-Powder“, das wir für unseren Cozycha nutzen. Lass uns herausfinden, wie nah wir an den perfekten Genuss herankommen.

1. Was ist Hojicha Pulver eigentlich und warum lohnt sich die Mühe?

Wenn wir an japanisches Teepulver denken, haben wir meist sofort das leuchtende Neon-Grün von Matcha im Kopf. Aber Hojicha ist eine ganz andere Welt. Für mich persönlich ist er der warme, gemütliche Gegenpol zum grasig-frischen Matcha.

Ganz nüchtern betrachtet ist Hojicha nichts anderes als gerösteter Grüntee. Während Matcha aus ungeröstetem, beschattetem Tencha vermahlen wird, durchlaufen die Teeblätter für Hojicha eine Röstung bei hohen Temperaturen (oft über 200 Grad). Dieser Prozess verändert nicht nur die Farbe von Grün zu einem warmen Rehbraun oder Bernstein, sondern transformiert auch den Charakter des Tees komplett.

Chemie, die man schmecken kann: Die Maillard-Reaktion

Vielleicht fragst du dich, woher dieses unglaublich nussige, karamellige und kakaoartige Aroma kommt, das einen guten Hojicha ausmacht? Hier gilt: Rösten ist nicht gleich Verbrennen. Es ist die sogenannte Maillard-Reaktion, die die Magie bewirkt. Das ist exakt derselbe Prozess, der auch deine Brotkruste lecker macht oder Kaffeebohnen ihr Aroma verleiht.

Wie in der Untersuchung zu Aroma-active compounds related to Maillard reaction during roasting – Yang et al. gezeigt wird, entstehen durch die Hitzeeinwirkung ganz neue Verbindungen wie Pyrazine und Pyrrole. Diese sind für das typische „Röst-Aroma“ verantwortlich. Das Geniale daran: Die oft als „fischig“ oder stechend empfundene Säure älterer Grüntees verschwindet fast vollständig und macht Platz für eine milde, natürliche Süße.

Dein entspanntes Abendritual ohne „Jitters“

Warum lohnt sich denn nun der Aufwand für ein eigenes Hojicha-Projekt? Ganz einfach: Hojicha ist der perfekte Begleiter, um nach einem stressigen Tag runterzufahren. Durch die starke Hitze beim Rösten „verfliegt“ ein Großteil des Koffeins und was bleibt ist purer cozy Genuss.

Tatsächlich belegt die Wissenschaft genau das, was wir Teetrinker oft intuitiv spüren: Die Studie Effects of green tea and roasted green tea on human responses – Kurosaka et al. zeigt, dass das Rösten den Gehalt an Koffein, Catechinen und Theanin deutlich reduziert. Gleichzeitig bleibt aber ein Großteil der wichtigen Pflanzenstoffe erhalten. Das Ergebnis ist ein subjektiv besseres Gefühl bei Müdigkeit (weniger Fatigue) und vor allem: keine nervöse Unruhe.

Im Gegensatz zu einem starken Matcha oder Kaffee kannst du deinen (selbstgemachten) Hojicha also ohne Bedenken als Abendritual genießen. Vollgepackt mit wärmenden Röstaromen, aber sanft zu deinem Nervensystem.


2. Schritt 0 (Optional): Den Tee selber rösten – Der Horoku-Faktor

Bevor wir ans Mahlen denken, schauen wir uns das Rohmaterial an. Viele von uns haben vielleicht noch einen offenen Sencha oder Bancha im Schrank, dessen „Best per“-Datum vielleicht schon etwas her ist. Statt ihn wegzuwerfen, können wir diesen Grüntee rösten und ihm so ein „zweites Leben“ als aromatischer Hojicha schenken.

In Japan nutzt man dafür traditionell eine Horoku Pfanne aus Ton, aber ehrlich gesagt: Eine unbeschichtete Pfanne in deiner Küche tut es für den Anfang auch.

Die Wissenschaft der perfekten Röstung

Hier treffen Gefühl und Fakten aufeinander. Damit wir diese herrlich karamelligen Noten bekommen und nicht einfach nur verbrannte Blätter (die bitter schmecken), ist die Temperatur entscheidend. Ein Blick in die Forschung hilft hier enorm: In der Studie Evaluation of Roasting Effect (…) by HS-SPME GC-MS von Gotti et al. wird 160°C als der Sweetspot identifiziert. Bei dieser Temperatur entwickelt sich das Aromaprofil am besten, ohne dass der Tee verbrennt.

Aber Hand aufs Herz: Wer misst beim Röstvorgang in der Pfanne permanent mit dem Infrarot-Thermometer nach?

Mein Praxistipp: Röste langsam und achte auf den Rauch. Wenn zu viel weißer Rauch aufsteigt, ist es oft schon fast zu spät. Taste dich lieber langsam heran. Es ist besser, die Pfanne einen Tick zu früh vom Herd zu nehmen, als am Ende Asche zu haben. Und noch wichtiger: Achte auf das Blattgut!

  • Besser meiden: Kukicha oder sehr stängelhaltige Tees. Wenn du Stängel röstest, werden sie extrem hart. Für deine Mühle zu Hause sind diese Stängel der „Endgegner“.
  • Meine Empfehlung: Nutze reine, flache Teeblätter (wie bei einem Bancha). Sie werden durch das Rösten schön spröde und lassen sich im nächsten Schritt viel einfacher pulverisieren.

3. Die Technik: Wie du Teeblätter zu Pulver mahlst

Jetzt geht es ans Eingemachte. Du hast deinen (frisch) gerösteten oder gekauften losen Hojicha vor dir. Wie wird daraus Pulver?

Das richtige Werkzeug: Kaffeemühle oder Handarbeit?

Im Grunde hast du zwei Optionen:

  1. Die elektrische Methode (Kaffeemühle): Das ist der Weg für Pragmatiker. Eine Mühle mit Kegelmahlwerk liefert homogenere Ergebnisse als ein einfaches Schlagmesser. Wichtig: Mahle immer nur in kurzen Intervallen (Puls-Modus). Wird das Blattgut dabei zu heiß, verbrennen die feinen Aromen sofort und der Geschmack kippt ins Bittere.
  2. Die traditionelle Methode (Mörser): Wer es meditativ mag, greift zum Mörser oder einer Handmühle. Das ist die schonendste Variante, da kaum Hitze entsteht, erfordert aber Geduld und Muskelkraft.

Der entscheidende Schritt: Das Sieben

Egal wie gut deine Mühle ist, dieser letzte Schritt ist essenziell. Du musst das entstandene Pulver durch ein sehr feines Teesieb streichen.

Warum ich da so drauf achte? Es geht nicht nur um die Optik. Eine Untersuchung von Zaiter et al. (Effect of particle size on antioxidant activity) belegt, dass der Mahlgrad und das sorgfältige Sieben einen direkten Einfluss darauf haben, wie gut sich die Inhaltsstoffe im Wasser lösen. Einfach gesagt: Grobe Klumpen schließen das Aroma ein, feines Pulver gibt es an deinen Latte ab.

Tatsächlich wirst du beim Sieben merken, dass ein Teil der groben Blattadern im Sieb hängen bleibt – das ist völlig normal. Was unten ankommt, ist dein selbstgemachtes Hojicha Pulver.

4. Reality-Check: Selbstgemacht vs. Gekauft (Erwartungsmanagement)

Ich liebe DIY-Projekte. Es hat etwas unglaublich Befriedigendes, Dinge von Grund auf selbst herzustellen. Aber als Experte, der sich tagtäglich mit Hojicha Qualität beschäftigt, muss ich an dieser Stelle ehrlich mit dir sein, damit keine Enttäuschung aufkommt.

Wenn du deinen selbst gemahlenen Hojicha probierst, wirst du vermutlich einen Unterschied zu unserem professionellen Cozycha bemerken. Und das liegt schlichtweg an der Physik.

Der Mikron-Faktor

Das Mundgefühl, also ob ein Latte samtig weich oder eher „kratzig“ schmeckt, hängt direkt von der Partikelgröße ab. In der professionellen Herstellung werden oft riesige Granitsteinmühlen benutzt, die den Tee extrem langsam zu ultra-feinem Puder zerreiben.

Wie fein genau? Ein Blick in die Fachliteratur zeigt: Hochwertiges Matcha- oder Hojicha-Pulver hat idealerweise eine Partikelgröße von 5 bis 10 Mikron. Um das einzuordnen: Wie im Artikel über Micron Size Definition And Its Impact On Matcha Quality beschrieben wird, ist das tatsächlich feiner als Babypuder.

Eine handelsübliche Kaffeemühle oder ein Mörser schafft diesen Feinheitsgrad physikalisch einfach nicht. Das Ergebnis ist zwangsläufig gröber.

  • Gekauft (Cozycha): Löst sich in einen dicken, samtigen Schaum auf, der auf der Zunge zergeht.
  • Selbstgemacht: Fühlt sich auf der Zunge oft etwas „sandig“ an und setzt sich schneller am Tassenboden ab.

Mein Experten-Tipp: Sei nicht streng mit dir. Wenn dir das selbstgemachte Pulver im Getränk zu körnig ist, nutze es einfach zum Backen! In Hojicha-Cookies oder Kuchen stört die etwas gröbere Textur überhaupt nicht. Dort sorgt sie sogar für volles, intensives Aroma.

5. Rezept: Hojicha Latte mit selbstgemachtem Pulver

Du willst das Abenteuer im Glas trotzdem wagen? Super! Damit dein rustikaler Latte so klumpenfrei und cremig wie möglich gelingt, müssen wir bei der Zubereitung etwas tricksen. Da sich die gröberen Partikel schwerer verbinden als industrielles Micropowder, ist die Technik hier alles.

Der „Pasten-Trick“ für den DIY-Latte

Deine Zutaten:

  • 1–2 TL deines DIY-Hojicha Pulvers (für die Intensität)
  • 30–50 ml heißes Wasser (ca. 80°C)
  • Eine Prise Zucker, Agavendicksaft oder Kokosblütenzucker (Süße hebt das Karamell-Aroma und gleicht Ecken der Röstung aus)
  • 200 ml Hafermilch (Barista-Edition – passt perfekt zum nussigen Geschmack)

Die Zubereitung:

  1. Sieben: Gib das Pulver durch dein feinstes Küchensieb direkt in deine Tasse.
  2. Die Paste: Gib nur einen ganz kleinen Schluck des heißen Wassers hinzu. Verrühre Pulver und Wasser mit einem Bambusbesen (Chasen) oder einem kleinen Schneebesen kräftig, bis eine dicke, glatte Paste ohne Klumpen entsteht. Das ist der Schlüsselmoment!
  3. Verdünnen: Erst jetzt gibst du das restliche heiße Wasser und die Süße hinzu und rührst nochmal um.
  4. Finish: Schäume deine Hafermilch schön cremig auf und gieße sie über die Hojicha-Basis.

Das Ergebnis ist ein wärmender, ehrlicher Latte mit tiefem Röstcharakter. Er schmeckt nach Erfolg und nach deinem eigenen Handwerk.

Fazit: Dein Experiment, dein Genuss

Hojicha Pulver selber machen ist ein absolut faszinierendes Projekt, um die Teepflanze besser zu verstehen und alten Beständen neues Leben einzuhauchen. Es hat fast schon etwas Meditatives, den Duft der Röstung durch die Küche ziehen zu lassen.

Aber ich bin auch ehrlich: Mit heimischen Mühlen stoßen wir an Grenzen. Das Ergebnis bleibt meist ein wenig „sandig“ und ist oft besser in einem Kuchenteig aufgehoben als in der Tasse.

War dir das Mörser-Workout am Ende doch zu viel Aufwand, oder sehnst du dich nach diesem unvergleichlich samtig-weichen Mundgefühl, bei dem der Schaum schön dick und stabil bleibt?

Dann lade ich dich ein, unseren Cozycha zu probieren. Wir mahlen ihn professionell so mikroskopisch fein, dass er sich perfekt auflöst: für die ideale Balance aus Kakao-Noten und milder Süße, ganz ohne „Sand-Effekt“.

Egal ob rustikales DIY-Projekt für den Backofen oder unser feiner Cozycha für den täglichen Wohlfühl-Moment: Hauptsache, du genießt deinen Tee.

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